Bedingt durch die Vogelgrippe oder Geflügelpest, besteht seit dem 17.11.2020 im gesamten Landkreis Harburg eine sogenannte Aufstallpflicht. Diese Aufstallpflicht gilt nicht nur für gewerbliche Geflügelbetriebe, sondern auch für Rassegeflügelzüchter und Hobbyhalter, unabhängig von der gehaltenen Stückzahl an Tieren. Somit dürfen Geflügelhalter ihre Tiere nicht mehr unter freiem Himmel halten, sondern nur noch in geschlossenen Ställen oder unter einer Schutzvorrichtung, die aus einer überstehenden, nach oben gegen Einträge gesicherten dichten Abdeckung und einer gegen das Eindringen von Wildvögeln gesicherten Seitenabgrenzung bestehen muss. Geflügel darf nur unter einem Dach oder im Stall gefüttert und getränkt werden. Grund: Darüber fliegende Zugvögel könnten durch ihren Kot das Futter sowie Wasserstellen verunreinigen und Erreger übertragen. Wildvögel dürfen keinen Zugang zu Futter und Wasserstellen haben. Oberflächenwasser darf nicht zum Tränken verwendet werden. Jeder Geflügelhalter muss ein Bestandsregister führen, in das Zu- und Abgänge im Bestand (auch Todesfälle) mit den Adressen der Käufer und Verkäufer einzutragen sind. Soweit die rechtlichen Vorschriften.
Was bedeutet die Aufstallpflicht nun aber für unser Rassegeflügel, das in der Regel bei den Züchtern und Haltern Freilauf genießt? Besonders das Wassergeflügel ist über einen längeren Zeitraum kaum artgerecht im Stall zu halten. Gänse und Enten benötigen zur Gefiederpflege hinreichend Wasser, Bedingungen, die im Stall eigentlich nicht zu erfüllen sind. Hier ist es wohl unabdingbar, die Tiere zumindest stundenweise täglich unter einer Schutzabdeckung nach draußen zu lassen. Eine Reinigung des Stalls mit dazugehörigem Austausch der Einstreu in kurzen Intervallen ist unerlässlich. Was die Nachzucht angeht, werden für im Stall gehaltenes Wassergeflügel kaum zufriedenstellende Ergebnisse zu erwarten sein. Hoffen wir, dass rechtzeitig zur Zuchtperiode die Aufstallpflicht aufgehoben wird.
Bei den Hühnern und Zwerghühnern sieht es dagegen schon anders aus. Diese können auch über einen längeren Zeitraum ohne Freiauslauf im Stall gehalten werden, wenn einige Regeln bedacht werden. Auf alle Fälle ist ein Überbesatz der Ställe mit Tieren zu vermeiden. Alle Tiere, die nicht zur Zucht benötigt werden sollten abgegeben werden. Als Ställe eignen sich insbesondere Holzställe mit Holzfußboden, die gut trocken sind. Eine Isolierung der Stallwände ist absolut unnötig und bietet ausschließlich Mäusen Unterschlupf. Viel wichtiger für unsere Hühner ist eine ausreichende Belüftung. Man muss allerdings darauf achten, dass keine Zugluft entsteht, hiergegen sind Hühner sehr empfindlich. Vor den Fenstern eignen sich statt Glasscheiben, kleinmaschige Drahtgeflechte. Bei entsprechendem Dachüberstand dringt von außen keine Feuchtigkeit ein und die Tiere werden mit ausreichend Frischluft versorgt. Eine besondere Bedeutung kommt der Einstreu zu. Die Einstreu muss absolut trocken sein und darf nicht verklumpen und sollte eine gewisse Wasseraufnahmefähigkeit haben. Tiefstreu aus Stohpellets, Hobelspäne und Strohmehl, gern auch gemischt, eignen sich besonders als Einstreu. Eine Regel, wie oft der Stall gesäubert werden muss, gibt es nicht. Solange die Einstreu trocken ist, braucht kein Wechsel zu erfolgen. Ist die Einstreu allerdings klumpig oder matschig, so ist unverzüglich eine Auswechselung vorzunehmen. Wassertröge sind leicht erhöht aufzustellen, damit die Tröge nicht durch Einstreu verschmutzt werden. Die im Stall gehaltenen Hühner müssen nun natürlich beschäftigt werden, da der Freilauf ja entfällt und die Hühner leicht verfetten oder sich langweilen. Da Hühner, anders als Wassergeflügel, von Natur aus scharren, harke ich die Einstreu täglich zum Licht hin auf einen großen Haufen zusammen. Anschließend haben die Hühner die Möglichkeit, die Einstreu wieder auseinander zu scharren. Dieses tut nicht nur der Einstreu gut, sondern fördert auch die Bewegung unserer Hühner. Hin und wieder gebe ich auch einen Sack getrocknete Blätter mit in die Einstreu, die dann innerhalb der nächsten Stunden von den Hühnern zerkleinert werden. Ebenfalls sorgt es für Abwechslung im Hühnerstall, wenn die Tiere einen Strohballen in den Stall gelegt bekommen, den sie dann zerkleinern können. Auch kann man hin und wieder eine Hand voll Schnellkomposter mit in die Einstreu geben. Die erhöhte Bodentemperatur, die sich dann einstellt und die entstehenden Mikroben beeinflussen das Wohlbefinden unserer Hühner positiv. Sind die Hühner an Äpfel, Mohrrüben, Grünkohl oder Steckrüben gewöhnt, so werden auch diese täglich vertilgt. Neben dem eigentlichen Hühnerfutter sollten auch immer Grit und kleine Steine (z.B. Estrichkies) zur Verfügung stehen, die die Hühner sonst im Auslauf aufnehmen können und die zur Verdauung benötigt werden. Wenn dann hin und wieder etwas trockener Sand in einer Wanne als Staubbad gereicht wird, steht einer artgerechten Hühnerhaltung auch unter einer Aufstallpflicht, nichts im Wege.
Text und Bilder: Volker Niemeyer